Wollt ihr euch Gott anbieten,
… um alle Leiden zu ertragen, die Er euch schicken wird, zur Sühne für die Sünden, durch die Er beleidigt wird und als Bitte um die Bekehrung der Sünder?
Ja, wir wollen es.
Ihr werdet also viel leiden müssen, aber die Gnade Gottes wird euer Trost sein!
(13. Mai 1917, Erste Erscheinung der Muttergottes von Fatima)
Zeugnis von Pfr. Rainer Hoverath, Leiter des Fatima-Weltapostolates in der Erzdiözese Köln.
Mit dieser Frage der Rosenkranzkönigin an die Kinder Lucia, Francisco und Jacinta am 13. Mai 1917 hatte ich mich schwer getan. Bereitschaft zu mehr Leiden? Leiden und Schmerzen waren für mich kein erstrebenswertes Ziel.
Aber nach den ersten Wochen meiner äußerst seltenen und lebensgefährlichen Herzkrankheit (Riesenzellmyokarditis) half mir diese Frage der Muttergottes, meine Krankheit bewusst anzunehmen. Ich dachte mir, ob ich die Leiden der Herzkrankheit annehme oder nicht: es bleiben die gleichen Schmerzen, medizinischen Operationen und Unannehmlichkeiten. Die Annahme der Leiden kostete mich keinen Euro, aber gab mir einen Rahmen, den Sinn meines Leidens zu erahnen.
Am Ende der 28 Monate der Arbeitsunfähigkeit verfasste ich die folgende Darstellung meiner Herzerkrankung – wie auch andere Patienten der Reha-Klinik Gedanken zu ihrer Herzerkrankung aufgeschrieben hatten, die nun im Hauptgang der Reha-Klinik hängen. Mein Beitrag hängt nun neben dem Zimmer des leitenden ärztlichen Direktors, Dr. Tobias Gampert, und soll auch Ihnen, den Lesern von Fatima-bewegt, eine Hilfe sein, ein Mosaiksteinchen der Fatima-Botschaft besser zu verstehen. Denn nicht nur für mich sind die „Früchte“ meiner Herzkrankheit gedacht.
Meinem Herzen so nah ...
„Die Liebe, die Gott zu uns hat, haben wir erkannt und gläubig angenommen. Gott ist Liebe. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm“.
(1 Joh. 4, 16)
Seit meiner Priesterweihe begleitet mich dieser Bibelvers, fordert mich heraus und führt mich weiter.

Aber wo ist diese Liebe Gottes gewesen…
… bei meiner seltenen, schweren Herzerkrankung (seit Oktober 2022) mit Reanimationen, Koma und monatelanger Intensivstation, beim Warten auf die Herztransplantation am 20.09.2024 und die mühsame Zeit danach mit all den Schmerzen, der Bewegungsunfähigkeit, langweiligen Nächten und absoluter Hilflosigkeit? Seit der Erfahrung des Einschlafens - wie bei einer Siesta - vor der Reanimation habe ich weniger Angst vor dem Tod.
Schon im Oktober 2022 habe ich die Sakramente der Beichte, der Krankensalbung und der Eucharistie empfangen. Das beruhigt für die entscheidendste Stunde des Lebens.
Aber wofür habe ich mehrfach in Todesnähe überlebt?
In den vielen Stunden und Monaten des Alleinseins im Intensivzimmer konnte ich weder Radio hören noch fernsehen. Ich wollte einfach meine Ruhe haben. Es stiegen Gedanken und Bilder auf, die mich beschäftigten, aber auch trösteten, z.B. die vielen Erlebnisse und Begegnungen während meiner Heilig-Land-Wallfahrten.
In den vielen schlimmen Monaten besuchten mich täglich abwechselnd meine drei Geschwister und Frau Mittler, die einfach da waren und alles erledigten, was ich nicht mehr konnte. Sie erzählten von ihren Erlebnissen und sangen mir z.T. einfache Kinderlieder vor, die mich dann die nächsten Tage begleiteten und halfen, geduldig die Zeit des Ausnahmezustandes auszuhalten.
Auch Krankenhaus-Seelsorger Jochen Wolf konnte sehr gut zuhören und führte mich durch seine Fragen weiter auf dem Weg der Suche nach dem Sinn der Krankheit, meines persönlichen Lebens und meines Seins als Mensch. Das Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte der Uni-Herzzentren von Köln und Düsseldorf sowie der Rehaklinik Roderbirken halfen durch ihre menschliche Freundlichkeit und hervorragende Sachkompetenz. Überwältigt war ich, als ich erfuhr, wie viele Menschen für mich und meine Gesundheit heftig beteten.
Während der Phasen der meisten Schmerzen und Not…
… konnte ich selbst seltsamerweise am intensivsten beten. Es gab aber auch Tage, an denen ich noch nicht einmal das Vaterunser auf die Reihe bekam. Die Betrachtung von Bibelstellen mit ihren Zusammenhängen war mir im Alleinsein sehr kostbar. In schlaflosen Nächten betete ich für die Menschen, die mein Gebet erbeten und gebraucht haben und für die Menschen, die mich am folgenden Tag besuchen wollten. Und es wurden sehr gute Gespräche.
Wo aber war in dieser Leidenszeit die Liebe Gottes?
Rational kann ich ihre Nähe nicht beweisen, doch hatte ich bei allen Unsicherheiten und Unannehmlichkeiten ganz tief im Herzen ein leises Gefühl der Geborgenheit, des Gehaltenwerdens, eine Perspektive für die Zukunft.
Vor und nach der Herztransplantation sagten mir verschiedene Ärzte, ich hätte ein starkes Gottvertrauen. Das zu haben, war zwar immer mein Wille und Ziel, aber ich hätte es nie von mir selbst behauptet. Anscheinend existiert eine geistige Kraft auf dem Fundament des Glaubens und der angenommenen Liebe Gottes.
Wenn ich am 22. Februar 2025 aus der Rehaklinik Roderbirken in die Kölner Innenstadt zurückkehre, dann möchte ich das Licht der empfangenen Liebe Gottes weiterschenken.

Dankmesse
In der Kölner Minoritenkirche, Kolpingstraße 5, werde ich am 20. September 2025 um 10.00 Uhr eine Dankmesse feiern für so viele Menschen, die für mich gebetet haben und als Dank an Jesus und Maria. Rainer Hoverath
Pfarrer Rainer Hoverath mit Jugendlichen in Fatima
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