„Buße, Buße, Buße!“
Das ist das Schlüsselwort des 3. Teils des Geheimnisses von Fatima, das den drei Hirtenkindern Lucia, Francisco und Jacinta am 13. Juli 1917 offenbart wurde.
Wir erinnern uns:
Am 13. Mai 1917 ist die Muttergottes den drei Hirtenkindern zum ersten Mal in Fatima (Portugal) in der Cova da Iria (Mulde des Friedens) erschienen. Insgesamt gab es bis zum 13. Oktober 1917 sechs Erscheinungen der Muttergottes. Diesen Erscheinungen der Muttergottes gingen im Jahr 1916 drei Erscheinungen eines Engels voraus, der die Kinder auf das Kommen der Muttergottes vorbereitete. Der Engel nannte sich „Engel des Friedens“ bzw. „Engel von Portugal“.

Das Geheimnis von Fatima – bestehend aus drei Teilen
Am 13. Juli 1917 ist die Muttergottes den drei Hirtenkindern zum dritten Mal erschienen. Bei dieser Erscheinung wurde den Kindern ein Geheimnis offenbart, das aus drei Teilen besteht. Der 1. Teil des Geheimnisses ist die Vision der Hölle. Der 2. Teil bezieht sich auf die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens. Beide Teile hat Sr. Lucia im Jahr 1941 aufgeschrieben, als sie Ordensfrau bei den Dorotheen-Schwestern in Tuy war.
Der Engel mit dem Feuerschwert
Der 3. Teil des Geheimnisses wurde von Sr. Lucia erst am 3. Januar 1944 niedergeschrieben - „auf Anweisung Seiner Exzellenz, des Hochwürdigsten Herrn Bischofs von Leiria, und der allerheiligsten Mutter ...“
Sr. Lucia schreibt:
„Nach den zwei Teilen, die ich schon dargestellt habe, haben wir links von Unserer Lieben Frau etwas oberhalb einen Engel gesehen, der ein Feuerschwert in der linken Hand hielt; es sprühte Funken, und Flammen gingen von ihm aus, als sollten sie die Welt anzünden; doch die Flammen verlöschten, als sie mit dem Glanz in Berührung kamen, den Unsere Liebe Frau von ihrer rechten Hand auf ihn ausströmte: den Engel, der mit der rechten Hand auf die Erde zeigte und mit lauter Stimme rief:
Buße, Buße, Buße!...“
In der Vision sahen die drei Kinder des Weiteren das Martyrium der Kirche, die Verfolgung von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Laien, und die Ermordung des Papstes.
Kardinal Ratzinger: Kommentar zum
3. Teil des Geheimnisses von Fatima
Kardinal Ratzinger
schrieb als Präfekt der Glaubenskongregation in einem Kommentar zum dritten Teil des Geheimnisses von Fatima Folgendes:
„Wie wir als Schlüsselwort des ersten und zweiten Geheimnisses "salvare le anime" (die Seelen retten) erkannten, so ist das Schlüsselwort dieses Geheimnisses der dreimalige Ruf: "Penitenza, Penitenza, Penitenza" (Buße, Buße, Buße)! Wir werden an den Anfang des Evangeliums erinnert: "Tut Buße und glaubt an das Evangelium" (Mk 1,15). Die Zeichen der Zeit verstehen heißt: Die Dringlichkeit von Buße - Umkehr - Glaube begreifen.“ (Kardinal Ratzinger)
Der Mensch: immer auf Abwegen
Der Ruf nach Buße ist ein Weckruf – weil bei uns etwas schrecklich falsch läuft. Zur Zeit der Erscheinungen von Fatima, aber gerade auch in der heutigen Zeit: Umkehr ist angesagt.
Der Ruf nach Buße zieht sich schon durch die ganze Heilige Schrift, da der Mensch von Anfang an ständig eigene Wege geht, da er ständig auf Abwege gerät, sich ständig von Gott entfernt und fremden, selbstgemachten Göttern, letztlich dem Ego folgt, mit allen Konsequenzen. Bis heute. Und niemand ist davor gefeit. Auch Regierende, auch Priester, Bischöfe, und Theologen, auch Gelehrte können sich von Gott entfernen, Irrlehren folgen und so durch Verblendung auf Abwege geraten. Gerade von ihnen aber erwarten die Menschen zuverlässige Belehrung, Worte der Wahrheit, sichere Führung, damit sie nicht zu Fall kommen.
Im Neuen Testament ist es Johannes der Täufer, der als Vorläufer Jesu das Volk sowie die Pharisäer und Sadduzäer zu Buße und Umkehr aufruft.
Schon im Alten Testament, z.B. im Buch Joel (Joel 2,12-17), werden die Menschen zur Buße aufgerufen. Im Buch Jona lesen wir, wie der Prophet Jona von Gott in die große Stadt Ninive geschickt wird, damit alle wegen ihrer Schlechtigkeit Buße tun und umkehren. Die Menschen dort, einschließlich des Herrschers, hören auf Jona und bekehren sich. So wird das Unheil abgewandt. Der Prophet Hosea zeigt, dass Umkehr die Bedingung für Rettung ist (Hos 14,2.3). Der Prophet Daniel bekennt seine eigenen Sünden, bekennt stellvertretend aber auch die Sünden seines Volkes: „Wir haben gesündigt und Unrecht getan, wir sind treulos gewesen und haben uns gegen dich empört; von deinen Geboten und Gesetzen sind wir abgewichen.“ (Dan 9,5)
Gott lieben mit ganzem Herzen
Die Worte des Propheten Daniel gelten bis heute - auch für jeden von uns. Besonders, was das 1. Gebot angeht. Das 1. Gebot lautet: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine fremden Götter neben mir haben.“ Es geht darum, Gott, den Herrn, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft zu lieben. Keine andere Liebe darf über der Liebe zu Gott stehen. Dazu müssen wir zunächst einmal anerkennen, dass Gott unser Schöpfer ist und wir seine Geschöpfe. Aus Liebe hat Gott jeden von uns ins Leben gerufen. Diese Liebe Gottes sollen wir mit Gegenliebe beantworten. Damit wir immer mehr fähig werden, Gott zu lieben und anzubeten, hat Gott uns die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe geschenkt.
„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“.
Gegen das 1. Gebot verstoßen gerade auch in unserer Zeit gewisse abergläubische Praktiken, alle möglichen Formen von Wahrsagerei, Magie, Zauberei und Götzendienst. Die Anbetung Gottes schließt aber jeglichen Götzendienst aus, d.h. die Verehrung von Göttern und Dämonen, von Ruhm, Macht, Vergnügen, Geld, Besitz etc. (vgl. Katechismus KKK, 2111-2128). Jesus sagt es ganz klar: „Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.“ (Mt 6,24)
Durch Buße und Sühne den Boden bereiten für einen Neuanfang
Es ist wichtig klarzustellen, worin der Unterschied zwischen Buße und Sühne besteht. Bei Buße geht es darum, dass ich meine eigenen Sünden erkenne, sie bereue und wieder gut mache. Bei Sühne geht es um die Sünden anderer Menschen, und darum, dass ich für ihre Sünden bei Gott Wiedergutmachung leiste.
Wir brauchen beides. Der Prophet Daniel macht es uns vor: er bekennt seine eigenen Sünden und bekennt die Sünden seines Volkes, er bittet für sich selber um Vergebung und stellvertretend für sein ganzes Volk.
Heute bestimmen Gesetze, die mit den Geboten Gottes nicht im Einklang stehen, das Leben in unserem Land und speziell in West-Europa. Noch haben wir keine Buße und Sühne getan für die Sünden der Weltkriege, für die Millionen Opfer, noch haben wir keine Buße und Sühne getan für die Millionen abgetriebener Kinder jährlich, da werden schon neue, noch schlimmere Gesetze vorbereitet. Gesetze, die gegen Gott und gegen das menschliche Leben gerichtet sind.
Wie der Prophet Daniel sollten wir Buße tun für unsere eigenen Sünden und Sühne leisten für die Sünden unseres Volkes. Wie damals, so sollte auch uns Heutigen die „Schamröte im Gesicht stehen“ wegen unserer Sünden, speziell gegen das 1. Gebot (Dan 9,3ff).
„Buße, Buße, Buße!“, ruft der Engel mit dem Feuerschwert auch uns zu.
Halten wir uns an Maria, die durch den Glanz, der von ihrer Hand ausströmt, die Flammen zum Verlöschen bringt. Bekennen wir unsere Sünden, kehren wir um und glauben wir an das Evangelium, die frohe Botschaft, die Jesus uns gebracht hat. Bereiten wir durch Buße und Sühne den Boden für einen Neuanfang in Kirche und Gesellschaft.
Sich einüben in Glaube, Hoffnung, Liebe
Es ist nicht zu spät, um umzukehren und Buße zu tun. Hören wir auf die Worte Jesu zu Beginn seines öffentlichen Wirkens: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Wenn wir in wahrer Reue umkehren, wird Gott uns seine Barmherzigkeit erweisen.
Viele werden den Ruf nach Buße überhören, vielleicht gar nicht hören wollen.
Die Botschaft von Fatima führt von Anfang an, nämlich schon bei der ersten Erscheinung des Engels im Frühjahr 1916, direkt zum Kern, und zwar durch das kleine Gebet, das der Engel des Friedens die drei Hirtenkinder lehrte und das in Fatima täglich nach der hl. Kommunion gebetet wird:
„Mein Gott, ich glaube an dich, ich bete dich an, ich hoffe auf dich, ich liebe dich. Ich bitte dich um Verzeihung für jene, die an dich nicht glauben, dich nicht anbeten, auf dich nicht hoffen und dich nicht lieben.“

Bild: Fatima-Heiligtum
Dieses kleine Gebet führt mitten in die Anbetung Gottes, mitten in die göttlichen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe. Und mitten in das Gebet der Stellvertretung. Stellvertretung – wie Jesus sie uns vorgelebt hat.
Beten wir also stellvertretend für diejenigen, die den Ruf nach Buße und Umkehr nicht hören wollen oder können. Sühnen wir für sie. Helfen wir, ihre Seelen zu retten. Machen wir ihnen den Weg frei in den Himmel. Was wird das für eine Freude im Himmel sein!
Sühnen ist Lieben. Sühnen ist Lieben wie Jesus liebt. Lieben, bis es weh tut, wie Mutter Teresa sagt. Liebe, die bis ans Kreuz geht. Wie Jesus es tut, als er für die Sünden der ganzen Menschheit aller Zeiten sühnt.
Kommen wir zurück zum Kommentar von Kardinal Ratzinger. Er schreibt weiter: „… Ich darf hier eine persönliche Erinnerung einflechten: In einem Gespräch mit mir hat Schwester Lucia mir gesagt, ihr werde immer mehr deutlich, dass das Ziel der ganzen Erscheinungen gewesen sei, (sich) mehr in Glaube, Hoffnung und Liebe einzuüben - alles andere sei nur Hinführung dazu…“
Der Sinn der Vision:
die Veränderung zum Guten hin
„Der Engel mit dem Flammenschwert zur Linken der Muttergottes erinnert an ähnliche Bilder der Geheimen Offenbarung.

Er stellt die Gerichtsdrohung dar, unter der die Welt steht. Dass sie in einem Flammenmeer verbrennen könnte, erscheint heute keineswegs mehr als bloße Phantasie: Der Mensch selbst hat das Flammenschwert mit seinen Erfindungen bereitgestellt. Die Vision zeigt dann die Gegenkraft zur Macht der Zerstörung - zum einen den Glanz der Muttergottes, zum anderen, gleichsam aus ihm hervorkommend, den Ruf zur Buße. Damit wird das Moment der Freiheit des Menschen ins Spiel gebracht: Die Zukunft ist keineswegs unabänderlich determiniert, und das Bild, das die Kinder sahen, ist kein im Voraus aufgenommener Film des Künftigen, an dem nichts mehr geändert werden könnte.
Die ganze Schauung ergeht überhaupt nur, um die Freiheit auf den Plan zu rufen und sie ins Positive zu wenden. Der Sinn der Schauung ist es eben nicht, einen Film über die unabänderlich fixierte Zukunft zu zeigen. Ihr Sinn ist genau umgekehrt, die Kräfte der Veränderung zum Guten hin zu mobilisieren.…“ (Kardinal Ratzinger)
Den vollständigen Kommentar Kardinal Ratzingers findet man im Buch „Schwester Lucia spricht über Fatima“ (Anhang III, Die Botschaft von Fatima, Kommentar Seite 236)
und im Internet
Bericht: Ulrike Karger
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